DLP Projektoren
Die dritte hier vorgestellte Projektionstechnik
ist die relative junge DLP (Digital Light Processing) Technik, entwickelt
von der Firma Texas Instruments.
DLP Projektoren verbinden die leichte Installation
eines LCD Projektors mit einer noch höheren Bildqualität.
Projektionstechnik
Im Gegensatz zu LCD Projektoren werden hier
keine Panels durchleuchtet sondern das Bild wird von winzigen Spiegelpanels
reflektiert. Diese Spiegel bilden die Oberfläche eines Halbleiter-Chips,
dem sogenannten DMD (Digital Micromirror Device).
Der nur 16 Quadratmikrometer große Spiegel
besteht aus drei Schichten. Zwischen den Schichten sind winzige Zwischenräume,
die es dem Spiegel erlauben, sich um +/- 10° zu kippen, bei neueren Modellen
sogar 12°.
Jeder einzelne Spiegel ist in der Lage, sich mehr als 1000 mal in einer
Sekunde zu kippen. Diese enorme Geschwindigkeit macht es möglich verschiedene
Graustufen einfach durch die Häufigkeit des Kippvorgangs zu erzeugen.
DMD Chip mit unzähligen Spiegeln
Auf dem Chip befinden sich, je nach Auflösung,
mehrere Hunderttausend kleiner Spiegel. Bei einem DLP Projektor mit XGA
Auflösung sind es 786432 einzelne Spiegel.
Die Lebensdauer eines DMD Chips ist trotz der hohen Beanspruchung extrem
lang: Laut Texas Instruments über 20 Jahre bei pausenloser Beanspruchung.
Dank der hohen möglichen Kippfrequenz ist es ferner möglich,
in einem
Projektor nur einen einzigen DMD Chip anstelle von dreien zu verwenden.
Anstatt die drei Grundfarben gleichzeitig zu bearbeiten, werden sie nacheinander
mit Hilfe eines Farbrades and die Leinwand projiziert (sequentielle Farbwiedergabe).
Durch die Trägheit des menschlichen Auges vermischen sich die monochromen
Bilder der Grundfarben im Gehirn zu einem einzigen farbigen Bild.
Das Farbrad befindet sich zwischen der
Projektorlampe
und dem DMD Chip.
Es zeigt die drei Grundfarben Rot, Grün und Blau. Entsprechend
der gerade aktuellen Farbe reflektieren die kleinen Spiegel auf dem Chip
nur an den Stellen Licht, wo es gerade gebraucht wird. Durch die Geschwindigkeit
der Kippvorgänge wird die Lichtmenge an jedem Bildpunkt individuell beeinflusst.
Alle drei Farben werden in der Zeit, in der ein Bild angezeigt wird (PAL
1/50 sek., NTSC 1/60 sek.), durchlaufen.
Einige Projektoren haben auf dem Farbrad neben den drei Farbsegmenten
noch einen farblosen Weiß-Bereich, um ein noch leuchtenderes Weiß und
helle Farbnuancen zu produzieren. Die Lichtausbeute soll dadurch gesteigert
werden. Neuere, lichtstärkere Projektionslampen machen dies jedoch, je
nach Modell, überflüssig.
Bildqualität
Durch das reflektierende Bilderzeugungssystem
ergibt sich eine wesentlich höhere Lichtausbeute
als bei einem LCD Projektor. Die neueren Geräte liefern grosse, helle
und pixelscharfe Bilder, die je nach Gerät sehr kontrastreich und farbstark
ausfallen können.
Auch die Detailtreue und Auflösung erscheint, trotz gleicher Anzahl von
Bildpunkten, bei DLP Projektoren noch besser, da so gut wie keine sichtbaren
Abstände zwischen den einzelnen Pixeln mehr existieren. Lediglich bei
genauester Betrachtung sind sie auszumachen.
Links: LCD, Rechts: DLP
Störendes Restlicht stellt bei der DLP Projektion
ebenfalls kein großes Problem dar. Zwar erscheint Schwarz auch bei der
DLP Projektion nur als Grau, aber Schwarzwert und der damit verbundene
Kontrast sind wesentlich höher als bei LCD Projektoren. Kontrastreiche
Dunkelszenen gefallen, da das menschliche Auge schwarze Bildanteile viel
tiefer wahrnimmt, wenn helle Bildanteile daneben stehen. Hier sind nur
die Röhrenprojektoren der DLP Technik überlegen.
Die Farbwiedergabequalität hängt stark von dem einzelnen Fabrikat ab.
Farben stellen viele der neuen Geräte recht natürlich da, wenngleich ein
CRT Projektor meist noch etwas homogener in diesem Bereich arbeitet. Man
solle auch darauf achten, dass man ein Gerät kauft, das auf Heimkinoprojektion
und nicht auf Computer-Präsentationen optimiert ist. Hier hat sich in
den letzten Jahren eine Menge getan. Die neueste Gerätegeneration verfügt
über echte 16/9 Panels mit 1280x720 Bildpunkten und hat dank neuer 12
Grad Spiegeltechnik und verbesserten Lichtpfaden und Optiken schon Kontrast
und Durchzeichnungswerte erreicht, die dicht an die hier führende CRT
Technik heranreichen.
Aber die Single Chip DLP Technik mit ihrer sequentiellen Farbwiedergabe
birgt auch Probleme: Da die Trägheit des Auges von Mensch zu Mensch variiert,
nehmen manche Menschen Veränderungen schneller wahr als andere. Dies bewirkt,
das solche Personen bei dem von einem DLP-Projektor projizierten Bild
stellenweise, besonders bei starken Kontrasten wie z.B. weiße Schrift
auf schwarzem Grund, die Grundfarben getrennt wahrnehmen. So entstehen
an den Rändern heller Flächen Regenbogen Effekte. Für viele, bei denen
das Auge träger reagiert, werden diese Effekte erst dann sichtbar, wenn
man blinzelt oder den Blick schnell über eine größere Distanz (von Rand
zu Rand) bewegt. Dieses sogenannte „Farbblitzen“ lässt sich bei der DLP
Technologie nur durch Verwendung von drei separaten DMD-Chips vermeiden.
Diese Technik wird aber nur im professionellen Bereich eingesetzt und
ist für den Heimanwender daher unbezahlbar und unpraktikabel. Die Hersteller
haben sich in den letzten Jahren durch spezielles Design der Farbräder
und erhöhen der Drehzahl des Rades bemüht, das Farbblitzen (auch „Rainbow-Effekt“
gennant) immer mehr zu kaschieren. Je nach Empfindlichkeit des Betrachterauges
kann der Effekt aber selbst bei den neuesten Geräten der 14.000 Euro Klasse
noch erahnt werden. Auch gibt es Personen, die das Farbblitzen nicht sehen,
dennoch aber dadurch begründet das Filmeschauen über DLP ermüdend empfinden.
Bevor man sich einen DLP Projektor zulegt, sollte man bei Testvorführungen
zunächst die eigene Empfindlichkeit gegenüber dem Farbblitzen überprüfen.
Ein weiteres bauartbedingtes Problem ist die Bewegt-Darstellung. Wenn
Kameraschwenks gezeigt werden, stellt sich bei allen Geräten mehr oder
minder eine gewisse Unruhe, manchmal sogar leichte Unschärfe ein. Dieser
Effekt ist allerdings sehr subtil, das Bildempfinden ist meist trotzdem
ein absolutes Erlebnis, man muss aber doch erwähnen, das CRT-Projektoren
in diesem Punkt überlegen sind. Wir haben bis heute keinen DLP gesehen,
der Bewegungen so sauber wie ein Röhrengerät (hier sogar unabhängig von
der Qualität des Röhrenprojektors) darstellen kann.
Zuletzt sollte noch die Art der Bildpunkt-Darstellung durch Kippen von
Mikrospiegeln erwähnt werden, die für den dritten kleinen Artefakt sorgen,
dem so genannten Kippspiegel-Effekt. (KSE)
Dieser Effekt wird im Bild durch Unruhe in stehenden Flächen oder bewegten
Flächen mit geringer Farbabstufung wahrgenommen. Es sieht aus wie Bildrauschen
durch kleine „Ameisen“ in den betroffenen Bildbereichen. Zu sehen ist
dieser Artefakt bei den guten neueren Geräten allerdings nur aus sehr
geringem Betrachtungsabstand; einem Abstand bei dem manchen Betrachter
die Zeilenstruktur eines CRT-Gerätes selbst bei progressiver (zeilenverdoppelnder)
Zuspielung mehr stören könnte als dieser Artefakt. Auch hier gilt wieder
„gezieltes Anschauen“ von Geräten um für sich zu bestimmen „was ist mir
wichtig, was stört mich, womit kann ich gut leben“.
Um in den Genuss eines guten Bildes zu kommen bedürfen DLP Projektoren
wie LCD Projektoren einer guten Zuspielung.
Hier gilt folgende Regel bei DLP Geräten: Hat das Gerät, das man erwerben
will, einen wirklich guten Deinterlacer, d.h. kann es das Signal der Quelle
artefaktfrei zu einem Vollbild wandeln? Wenn dies nicht der Fall ist,
würde später ein externer Deinterlacer wie ein progressiver DVD-Player
oder externer Linedoubler/Scaler oder ein Heimkino PC nötig werden.
Viele DLP´s haben leider hier Probleme, ein externes VGA Signal wiederzugeben
ohne systembedingt leichtes Bildruckeln oder Tearing (Zerreißen von Bildinhalten
bei Bewegung) zu erzeugen.
S-Video- oder Komponentensignale geben die heutigen DLP´s dagegen ohne
Ruckeln oder Tearing aus. Die neueste 16:9 Generation z.B. verfügt ferner
über sehr gute interne Lösungen, sodass man sich gar nicht erst mit externen
„Bildverbesserern“ und deren Problemen mit der VGA-Einspielung rumärgern
muss. DCDi ist hier ein Schlagwort, wenn ein Gerät damit ausgerüstet ist,
erhält man perfekte Wiedergabe schon mit den normalen interlace Zuspielern
wie Dbox, Sat-Receiver oder normalen DVD-Playern.
Installation
Äußerlich unterscheidet sich der DLP Projektor
kaum von einem LCD Projektor. Die Größe ist vergleichbar und die Installation
genauso einfach. Die Ausleuchtung wird ebenfalls von einer Halogenlampe
übernommen, was leider auch zu oben erwähnten Lüftergeräuschen und Lebensdauerproblemen
führt (siehe LCD Projektoren).
Besonderheiten
Sämtliche Installationseigenschaften und Probleme
(Projektionsabstand, Lampenlebensdauer etc.) von LCD Projektoren treffen auch auf DLP Projektoren zu: 16:9 anamorphe DVDs werden auch hier nur von Projektoren mit ausreichender
Auflösung und 16:9 Umschaltung ausgenutzt.
Gute DLP Projektoren verbinden eine hervorragende Bildqualität mit einfacher
Installation und Portabilität. Wer also ein überdurchschnittlich gutes
Bild sucht, ohne wochenlang justieren und lernen zu müssen, findet hier
womöglich den für ihn perfekten Bildwerfer. Mit der neuen HD2 DLP Generation
ist man den Röhrentugenden wie Schwarzwert, Kontrast und Durchzeichnung
schon sehr dicht auf den Fersen. Dadurch entstehen sehr plastische dreidimensional
wirkende Bilder mit satter Leuchtkraft. Ein Bildgenuss, der das durchschnittliche
öffentliche Kino schon in vielen Punkten übertreffen kann. Zudem wird
ein solcher meist schicker kleiner Beamer im Haushalt auch vom Partner
eher akzeptiert, als das 70KG gebrauchte Röhrenmonster was ausgesucht
vom Fachmann kommen sollte und im Topzustand sein muss, um den DLP bildtechnisch
zu übertreffen...und das auch nur nach Stunden,Tagen, manchmal monatelangen
Abgleich oder aber Justierung durch einen Fachmann. Ein Luxus der allerdings
seinen Preis hat. Aufgrund der noch recht neuen Technik sind DLP Projektoren
preislich wesentlich höher angesiedelt als ihre LCD Konkurrenten. Die
Einstiegspreise liegen bei ca. 3000.- Euro, High End Modelle bei 10.000.-
Euro.
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