D-ILA Projektoren
Die letzte Gattung, nach unserer Meinung die
Königsklasse unter den Digitalen, ist die D-ILA (Direct Drive Image Light
Amplifier ) Technologie, entwickelt von JVC.
Projektoren dieser Art sind vor 5 Jahren auf dem Markt erschienen und
waren von Anfang an auf Präsentationen ausgelegt. Heutzutage gibt es die
ersten Heimkino-optimierten Modelle.(DLA 150CL, SX21)
Einzelne Erstmodelle wie den G10 gibt es zu attraktiven Preisen am Gebrauchtmarkt.
Projektionstechnik
D-ILA Projektoren benutzen spezielle Liquid
Crystal Devices (LCD), den sogenannten LCOS (Liquid Crystal on Silicon)
Panels. Im Gegensatz zur herkömmlichen LCD Technologie werden diese Panels
jedoch nicht wie Dias durchleuchtet, sondern sie arbeiten reflektiv, ähnlich
wie DMD Chips bei der DLP Technik.
Die Pixelelektroden reflektieren wie kleine
Spiegel. Davor befindet sich die Flüssigkristall-Schicht, durch die das
Bild erzeugt wird.
Durch einen halbdurchlässigen Spiegel wird das Licht
der Projektionslampe
auf das LCOS Device geworfen,
reflektiert und durch Optiken auf die Leinwand
projiziert.
Die LCOS Panels arbeiten monochrom, für jede
Grundfarbe wird ein eigenes Panel verwendet. Das Licht der Projektionsbirne
(leistungstarke Xenon Lampe) wird in die drei Grundfarben aufgeteilt und
nach der Bildbearbeitung wieder zusammengebündelt und verlässt den Projektor
durch eine gemeinsame Optik (vergleiche 5.2.1 LCD Projektionstechnik).
Bildqualität
Durch oben beschriebene Technik ergeben sich
mehrere Vorteile gegenüber andern Digital-Technologien.
Die Ansteuerungssignalleitungen (driver & address line) sind hinter
den Elektroden plaziert und somit nicht im Lichtweg. Dadurch kann der
Abstand der Pixel untereinander derart verkleinert werden, dass der Rastereffekt
bei D-ILA Projektionen praktisch nicht mehr existent ist. Der Abstand
ist sogar noch geringer als bei DLP Projektoren. D-ILA Projektoren erreichen
einen Füllfaktor (Anteil der Pixelflächen am Geamtbild) von 93%, DLP Projektoren
88% und herkömmliche LCD Projektoren nur 60%, da hier die Leiterbahnen
im Lichtweg liegen. Dadurch ist das Raster bei DLP ca. doppelt so gross
wie bei der D-ILA Technik, bei LCD ist es um ein vielfaches grösser.
Auch ist die Auflösung anderen Digitaltechnologien überlegen. D-ILA Projektoren
verfügen über eine Auflösung von 1360x1024 Bildpunkten, genug um auch
zukünftige HDTV Signale weitgehendst nutzen zu können. Highend Modelle
(die jedoch noch unbezahlbar sind), bieten sogar QXGA Auflösung (2048x1536
Pixel) für sehr große Bilddiagonalen.
Wenn man sich obige Diagramme genau ansieht, wird man bemerken, dass die
Flüssigkristallschicht zweimal im Lichtweg durchleuchtet wird (vor und
nach der Reflektion). Das Restlicht, dass durch dunkle Pixel immernoch
hindurchscheint, kann so noch weiter minimiert werden. Dadurch ergibt
sich ein verbesserter Kontrast und Schwarzwert.
Auch die Farben erscheinen, nicht zuletzt dank der verwendeten Lampe,
als die natürlichsten und kräftigsten Farben der gesamten Digitaltechnik.
Da in D-ILA Projektoren drei Panels verwendet werden und damit kein Farbrad
gebraucht wird, existiert das störende Phänomen des Farbblitzens (vergleiche
5.3.2) nicht.
Zudem erzeugt ein D-ILA keinerlei digitale Bildartefakte, so dass er von
der Homogenität im Bild und in den Bewegungen durchaus mit Röhrentechnik
vergleichbar ist.
Doch so gut all diese Stärken eines D-ILA Projektors auch klingen, man
bekommt sie nur dann zu Gesicht, wenn das Gerät optimal kalibriert ist.
Und genau hier liegt das Problem. Ältere (bezahlbare) Geräte sind oft
nicht Heimkino-optimiert, d.h. sie zeigen wenig Kontrast (250:1) und oftmals
Ausreißer in der Grauabstufung. Kalibriert wird ein D-ILA Projektor nicht
über die Fernbedienung (die On-Screen Einstellmöglichkeiten sind sehr
minimalistisch), sondern mit Hilfe eines über RS-232 Schnitstelle angeschlossenen
PCs und entsprechender Software. Mit bestimmten Tools (z.B. der Dilard
Software) können die Geräte dann komplett auf Heimkino optimiert werden.
Manuell ist dies mindestens so schwierig wie Röhrenprojektoren einzustellen,
mit einem automatischem Tool (750$ mit Farbsensor) geht es bedeutend besser
aber auch hier sind noch „Klippen zu umschiffen“. Cine4Home wird sich
mit diesen Themen demnächst ausführlich beschäftigen. Ein alter D-ILA
kann „top–modifiziert“ im Kontrastbereich neuester DLP Technik spielen,
bei absolut akkuraten Farben und ohne jegliche Digitalartefakte. Bei neueren
Geräten ist durch einen solchen Abgleich vermutlich sogar noch mehr zu
erreichen, das hat in Deutschland aber noch niemand dokumentiert.
Alles in allem bieten D-ILA Projektoren eine echte Alternative zum Highend
Röhrenbild. Zwar wird auch hier der absolute Schwarzwert guter Röhren
noch nicht erreicht, farblich dagegen kann ein D-ILA aber durchaus sogar
besser aussehen, zumindest im Vergleich mit Röhrengeräten ohne Farbfilterung.
Von der Kalibrierung her nehmen sich die beiden Techniken nichts, ein
optimales Bild setzt massig Erfahrung und Fachkenntnis voraus.
Installation
Neben oben erwähnter recht aufwändiger Kalibrierierung
birgen D-ILA Geräte oft weitere Nachteile.
Bis auf (entsprechend teure) Geräte der neuesten Generation sind sie sehr
laut, vergleichbar mit der Lautstärke eine Heizlüfters oder einer Dunstabzugshaube.
Deratige Nebengeräusche sind gerade bei ruhigeren Filmen störend und können
nur mit Hilfe einer (selbstgebauten) Schalldämmbox verringert werden.
Ferner haben alle Modelle hohe Brennweiten, das heisst der Projektionsabstand
ist im Verhältnis zur erzielten Bildgröße sehr groß. Große Bilder in kleinen
Zimmern zu projizieren ist somit schwierig bis unmöglich.
Ansonsten gelten die selben Installationsmerkmale wie bei DLP bzw. LCD
Projektoren.
Besonderheiten
Die Lebensdauer der Lampe, deren Preis um
1000.- Euro liegt, beträgt nur 1000 Stunden. Daher ergeben sich recht
hohe laufende Betriebskosten ( 1 Std. Film = 1.- € ), die beim Kauf nicht
ausser Acht gelassen werden sollten. Ältere Geräte (z.B. G-10) verfügen
nur über durchschnittliche DeInterlace und Skalierungs-Chips. Als Bildquelle
sind herkömmliche DVD Player alleine daher nicht zu empfehlen. Ein externer
Skaler oder Heimkino-PC ist also Pflichtprogramm.
D-ILA Projektoren verbinden die Vorteile der Digitalprojektion mit einer
hervorragenden Bildqualität. Eine Technik, die allerdings ihren Preis
hat. Neugeräte sind erst ab ca. 10.000 Euro zu erwerben. Gebrauchtgeräte
sind zwar günstig (ab 2.000 Euro), doch durch oben beschriebene Einschränkungen
ergeben sich Zusatzkosten (Lampenkosten, Schallgehäuse, externer Scaler
bzw. Heimkino PC, Kalibrierungsoftware), die mit berücksichtigt werden
müssen. Wer sich mit dem Thema Heimkinoprojektion jedoch intensiv beschäftigen
möchte und nicht davor zurückschreckt, Zeit zu investieren, der erwirbt
mit einem D-ILA Projektor ein zukunfstsicheres Gerät, das ihm auch im
kommenden Zeitalter von HDTV noch viel Freude bereiten wird.
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